Bürgermeister unterwegs 2022
21.09.2022 - Vor-Ort-Infos zur Sanierung der Brückenfeldkippe
Die entscheidende Frage war: Wann geht es los mit der Sanierung der Sedlitzer Brückenfeldkippe? Bei einer Infoveranstaltung der Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft GmbH (LMBV) und der Stadt Senftenberg wurde diese Frage – zusammen mit weiteren – beantwortet. Eingangs dankte Bürgermeister Andreas Fredrich der LMBV dafür, dass sie Wort gehalten habe. Vor Beginn der Sanierungsarbeiten, deren Kernstück die so genannte schonende Sprengverdichtung ist, war eine Infoveranstaltung vor Ort versprochen worden. Am 21. September fand sie statt. Wie Gerd Richter Sanierungsbereichsleiter Lausitz der LMBV, sagte, laufen aktuell die vorbereitenden Baumaßnahmen. Eine Baustraße wird angelegt zur Entlastung von Sedlitz. Sie soll bis Ende 2022 fertig sein. Über sie wird auch der Abtransport der gefällten Bäume erfolgen. Die Rodungsarbeiten sollen ebenfalls noch in diesem Jahr beginnen. Der Traubeneichenbestand am Rande des Ortes bleibt erhalten, um Schutz vor Staub und Lärm zu bieten. Im Frühjahr 2023 werden im Ort Schwingungsmesser aufgestellt. Ende 2023 – also voraussichtlich Ende des dritten und Anfang des vierten Quartals - startet dann die schonende Sprengverdichtung. Sie dauern voraussichtlich bis Ende 2025.
Foto: Bürgermeister Andreas Fredrich und Gerd Richter von der LMBV informierten die zahlreichen Einwohnerinnen und Einwohner vor Ort.
28.04.2022 - Begrüßungsbesuch bei neuem Facharzt
06.04.2022 - Übergabe Zechenhaus
Das Zechenhaus, oder auch Waschkaue genannt, wurde ehemals für den Tagebau und die Brikettfabriken der Grube Marga der Ilse Bergbau AG 1909/1910 im Rahmen der Errichtung des Industriekomplexes Marga und des Kraftwerks errichtet. Heute steht das Gebäude unter Denkmalschutz und erinnert an die Braunkohleindustrie und -vergangenheit der Lausitz. Das Gebäude befand sich zuletzt im Besitz der Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) und ist aktuell leerstehend.
Im Kreistag am 10. Juni 2021 wurde die Aufnahme von Kaufverhandlungen zum Erwerb der Liegenschaft Zechenhaus/Waschkaue beschlossen. Diese Kaufintention entstand aufgrund dem bereits langfristig bestehenden Bedarf, ein Depot- und Archivkonzept für den Landkreis und die Museen des Landkreises zu entwickeln. Mit Hilfe einer Förderung des Lausitz-Beauftragten zur Unterstützung von regionalen Vorhaben in der brandenburgischen Lausitz zur Strukturentwicklung und der LMBV wurde eine Bauzustandsanalyse durchgeführt und eine Machbarkeitsstudie zur denkmalverträglichen Sanierung und nachhaltigen Belebung des Zechenhauses/Waschkaue erarbeitet. Der Landkreis Oberspreewald-Lausitz hat zum April 2022 das Zechenhaus und die zugehörigen Grundstücksflächen mit einer Gesamtgröße von 13.561 m² von der LMBV erworben. Am 6. April hat nun die offizielle Übergabe des Gebäudes von der LMBV an den Landkreis stattgefunden.
Landrat Siegurd Heinze berichtet: „Es freut mich, dass wir die Übergabe des Zechenhause direkt in dem Gebäude vollziehen konnten. Das Gebäude birgt nicht nur für die Region Geschichte, sondern auch für mich persönlich. 1977 hatte ich mit meiner Ausbildung als Elektromonteur begonnen und bin auch für 4 Wochen hier im Zechenhaus gewesen. Ich habe das Zechenhaus also noch in Aktion erlebt. Mein Berufsleben hatte mich dann weg von der Kohle und in die Verwaltung geführt, aber immer wieder merke ich, dass die Geschichte der Braunkohle zu mir zurückfindet - so auch an Tagen wie heute. Das Zechenhaus in Brieske war und ist ein beeindruckendes Gebäude. Und nun gilt es in der Hand des Landkreises die Geschichte des Hauses zu wahren und ihr eine Bühne zu geben, auf welcher ebenso die Geschichte der Region und die des Landkreises eine Rolle spielen wird. Ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung und die Umsetzung des Projektes Zechenhaus.“
Welche Pläne und Ziele hat der Landkreis für das Gebäude?
Inhalt der durchgeführten Machbarkeitsstudie war die Prüfung der Umsetzung der angestrebten Nutzungsszenarien in Kombination mit den baulichen Gegebenheiten.
Kernaspekte der Machbarkeitsstudie waren:
- die denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes,
- die Nutzung für ein zentrales Museumsdepot und Archiv für den Landkreis OSL, einschließlich zugehöriger Verwaltungsarbeitsplätze,
- die Entstehung eines Kultur- und Veranstaltungsortes,
- die Erweiterung des touristischen Angebotes mit musealer Öffnung des Zechen-hauses/Waschkaue und
- ein Entwicklungsschub für den Industriepark Marga (Ansiedlung von Unternehmen) und deren denkmalgeschützte Wohnsiedlung Marga.
Die Machbarkeitsstudie ermittelte für den Umbau des Zechenhauses im Kontext der angestrebten Nutzung eine Gesamt-Bausumme von ca. 20 Millionen Euro. Der Landkreis Oberspreewald-Lausitz beabsichtigt nun nach Erwerb des Gebäudes und der Grundstücke die umfangreiche Sanierung und den Umbau des Zechenhauses in Brieske. Das Zechenhaus soll mit der Sanierung und dem Umbau öffentlich, kulturell und touristisch genutzt werden. Ein Kultur- und Veranstaltungsort mit multifunktionaler Nutzung, von Galerien, Theateraufführungen, Konzerten bis hin zur Nutzung als Sitzungsort für eigene Ausschusssitzungen oder Vermietung soll geschaffen werden. Als Zentralarchiv für die Verwaltung des Landkreises soll zudem ein Standort zur fach- und normgerechten Archivierung der Verwaltungsakten eingerichtet werden.
30.03.2022 - Große Lausitzrunde tagt in Rietschen/Sachsen
Am Mittwoch, 30. März 2022, fand in Rietschen die Große Lausitzrunde statt. Bürgermeister Andreas Fredrich nahm teil. Auf der Tagesordnung standen u.a. die Beteiligung der Lausitzrunde an verschiedenen Projekten und Arbeitsgruppen im Rahmen des Strukturwandels, die weitere Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Beteiligung (Ifab) sowie mit der Wirtschaftsregion Lausitz GmbH (WRL) sowie ein Vortrag von Matthias Löhr, Projektleiter des Lausitzer Revierwendebüros des Gewerkschaftsbundes (DGB). Außerdem referierte der ehemalige Bundestagsabgeordnete Dr. Klaus-Peter Schulze zum Thema “Wassersituation in der Lausitz”.
Der Bund musss drauflegen
Ralf Bremer, Bürgermeister von Rietschen und Gastgeber machte in seiner Begrüßungsrede rückblickend deutlich, dass der Weg der Lausitzrunde bei allen Auseinandersetzungen ein erfolgreicher war und ist. Er verwies auf die Einmaligkeit der ehrenamtlichen Bürgermeisterinitiative: „Keiner von uns allein hätte es geschafft, ein Bundesgesetz zu ändern bzw. ein neues auf den Weg zu bringen. Wir haben dazu die Impulse gesetzt. Ganz zu Anfang hätte auch niemand gedacht, dass es gelingt, dem Bund für den Strukturwandel so einen hohen Geldbetrag aus dem Kreuz zu leiern.“ Damit spielte er auf die Mittel zur Strukturstärkung der von Kohleausstieg betroffenen Reviere an. „Kaum jedoch war der gesellschaftliche Konsens für den Ausstieg aus der Kohleverstromung 2038 erreicht, wurde er durch die nächste Wahl wieder in Frage gestellt und der Ausstieg `idealer Weise` auf 2030 vorgezogen.“
Damit umriss er die aktuelle Situation, mit der sich die Lausitzrunde konfrontiert sieht und mahnte zugleich an: „Die 40 Milliarden Euro haben heute längst nicht mehr die Kaufkraft von 2020.“ Und forderte mit Ironie: „Der Bund muss `idealer Weise` 25 bis 30 Prozent drauflegen.“
Diskutiert wurden in der Großen Lausitzrunde auch Dauerthemen wie etwa welche Regionen als kernbetroffen gelten und welche nicht.
Permanenter Kampf wirkt positiv
Torsten Pötzsch, Oberbürgermeister von Weißwasser und Sprecher der Lausitzrunde, stellte dabei jedoch fest, dass das zwar ein permanenter Kampf sei. „Aber unser Engagement für die besten Standortfaktoren wird von Investoren positiv aufgenommen.“ Nach wie vor geht es beim Strukturwandel unter anderem um dringend benötigte Bahnverbindungen und schnelle Straßen, die ohne beschleunigtes Planungsverfahren ganz einfach zu spät kommen.
Die heißen Eisen landen bei den Bürgermeistern
Christine Herntier, Bürgermeisterin von Spremberg und Sprecherin der Lausitzrunde äußerte sich zu ihrer Erfahrung: „Die heißen Eisen, die man nicht anfassen will, landen immer bei uns Bürgermeistern auf dem Tisch. Was für fette Kröten mussten wir bereits schlucken. Jetzt steht die vorzeitige Abschaltung des Kraftwerks Jänschwalde zur Debatte. Was sollen die Menschen von uns denken?“
Es braucht mehr Akzeptanz bei der Bevölkerung
Für Matthias Loehr, Linken-Politiker und Projektleiter der Lausitzer Revierwendebüros beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) wird in diesem Prozess die Beteiligung der Arbeitnehmer an der Neuausrichtung der betroffenen Regionen umso wichtiger. Das Revierwende-Projekt wurde im September 2021 aufgelegt: „Es braucht Akzeptanz und Aufgeschlossenheit in der Bevölkerung. Die Lage ist jedoch viel besser als die Stimmung. Das hat viel mit Kommunikation zu tun.“ Das Ziel bleibe nach wie vor der Erhalt bzw. die Schaffung von guten Arbeitsplätzen.
Es gibt keinen Förderstopp!
Heiko Jahn, Geschäftsführer der WRL, zeigte sich erleichtert, dass das Land Brandenburg Hauptgesellschafter bei, der für den Strukturwandel in der brandenburgischen Lausitz verantwortlichen Institution geworden ist. Er bedankte sich bei der Lausitzrunde für die wichtige und gute Zusammenarbeit und empfahl, dass die Lausitzrunde weiterhin länderübergreifend arbeitet.
In seiner Präsentation stellte er den brandenburgischen Weg der Werkstätten in Verbindung mit der interministeriellen Arbeitsgruppe (IMAG) als erfolgreich dar, was den Auswahlprozess von zu fördernden Projekten betrifft. Perspektivisch sieht er eine Weiterentwicklung der Werkstätten zu Ideenschmieden. „Wir brauchen weiterhin anspruchsvolle, nachhaltige Projekte. Es gibt keinen Förderstopp!“
Schließlich stellte er einige herausragende Projekte vor, die bereits beschlossen und teils schon in beginnende Umsetzung sind. Dabei nannte er unter anderem Wasserstoffbusse im Rahmen des Wasserstoff-Regionenprojekt Lausitz inkl. des Aufbau eines Wasserstoff-Tankstellen-Netzes, das Gesundheitslandhaus Schwarze Pumpe als Kooperation der Stadt Spremberg und dem Cottbuser Carl Thiem Klinikum (CTK) sowie die Wasserstoff-Pipeline durch die Lausitz.
Heiko Jahn: „Wir schaffen die angebotsorientierte Infrastruktur.“ Klares Ziel sei, so Heiko Jahn, ein grünes Ersatzkraftwerk für das Kohlekraftwerk Jänschwalde. Dafür sei die Pipeline Voraussetzung.
Sanierter Wasserhaushalt ist Voraussetzung für den Strukturwandel
Dr. Klaus-Peter Schulze, ehemaliger Bundestagsabgeordneter (CDU), referierte als ausgewiesener Experte zum aktuell heißen Eisen Wasserversorgung: “Die Sanierung des Wasserhaushaltes ist die Grundvoraussetzung für den Strukturwandel. Im Augenblick wird der Hauptvorfluter der Spree bis zu 60 Prozent aus dem Sümpfungswasser der Tagebaue gespeist. Bereitet man sich nicht auf einen Wasserhaushalt nach dem Kohleausstieg vor, fehlt der Spree Wasser, womit die Wasserversorgung nicht nur in der Lausitz, sondern auch in Berlin gefährdet. Wir müssen den Wasserstand halten. Wasser wird durch aktive Tagebaue immer wieder gehoben. Wenn das nicht mehr passiert, stellt sich der natürliche Wasserhaushalt von selbst wieder her. Das aber dauert Jahre und Jahrzehnte. In dieser Zeit besteht die Gefahr der Austrocknung von Gewässern.“ An der Schwarzen Elster im Elbe-Elster-Land könne man das sehen, so Schulze. Erfolge der Ausstieg aus dem Tagebau planvoll, gebe es gute Methoden, den Wasserstand schrittweise zu stabilisieren. Dr. Schulze machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass alle Ideen, sich zukünftig weitestgehend aus grüner Energie zu versorgen und alternative Lösungen zu entwickeln, nur funktionieren, wenn man physikalische Realitäten wahrnimmt und sich entsprechend vorbereitet. Denn, so Schulze:
„Ein Kilogramm Wasserstoff braucht zur Herstellung neun Kilogramm Wasser.“
Die nächste große Lausitzrunde ist für den Juni geplant.