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26.03.2021

Erklärung von Bürgermeister Andreas Fredrich zur Kinderschuh-Demo

Schreiben an die Stadtverordneten

Wortlaut

Sehr geehrte Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung Senftenberg,

sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie wissen, fand am Donnerstagmorgen gegen acht Uhr eine nicht genehmigte Versammlung vor dem Rathaus statt. Sie richtete sich gegen Corona-Schutzmaßnahmen und war Teil einer offenbar bundesweit abgestimmten Aktion mit dem Ziel, emotionale Bilder für die so genannten Sozialen Medien zu produzieren.

Aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation und des hohen Inzidenzwertes sind Versammlungen vom Land Brandenburg untersagt. Unter anderem wurden bei der Versammlung Abstände nicht eingehalten und keine Masken getragen. Die Polizei hat die Versammlung daher aufgelöst.

Im Zuge der Versammlung, an der zu Beginn auch einige Kinder teilnahmen, und die insgesamt circa 20 Personen umfasste, wurden auf der Rathaustreppe Plüschtiere, Kinderschuhe und Spielsachen abgelegt. 

Von dieser Aktion wurde inzwischen über Facebook ein Video veröffentlicht und mehrere hundert Mal von anderen Facebook-Nutzern geteilt. Das Video ist eine Minute und 50 Sekunden lang und zeigt, wie ich mit einer Frau, die Mitglied der Versammlung war, durchaus emotional ein Gespräch führe. Ferner ist zu sehen, dass eine weitere Frau unter Tränen fragt, wo unsere Empathie sei, schließlich hätten Kinder das gemacht. Aus dem Hintergrund ist der wütende Zuruf eines Mannes zu hören, sinngemäß sagt er, „mit dem müsst ihr nicht reden“.

Ich stelle hierzu fest: Dieses Video zeigt nur einen sehr kleinen Ausschnitt der gesamten Aktion und wirft aus meiner Sicht ein völlig verzerrtes Bild auf das Verhalten der Stadt Senftenberg und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 

Richtig ist, dass die Plüschfiguren insgesamt eine Stunde auf der Rathaustreppe lagen. Die Rathaustreppe ist jedoch nicht der Platz für politische Aktionen.

Was das Video leider nicht zeigt, ist, dass es während des Einsammelns und im Anschluss an das Einsammeln der Plüschtiere noch weitere Gespräche mit einigen verbliebenen Teilnehmern gab, unter anderem mit dem Mann, der in dem Video mit einem wütenden Zwischenruf zu hören ist.

Ich habe den Personen angeboten, sich am kommenden Montag, 29. März 2021, vormittags, mit mir im Rathaus zu einem Gespräch zu treffen. Dieses Angebot wurde angenommen.

Die Stadt Senftenberg trägt seit Jahren den Titel „Kinderfreundliche Kommune“ und unternimmt große finanzielle Anstrengungen, um Kinderrechte auf allen Ebenen umzusetzen.  Der von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Kinderhilfswerk getragene Verein „Kinderfreundliche Kommunen e. V.“ begleitet den gesamten Prozess der Maßnahmen, die alle das Ziel haben, Senftenberg noch kinderfreundlicher zu machen.  Mir nun via Facebook zu unterstellen, mir wären Kinder „nicht den Dreck unter den Fingernägeln wert“, macht mich wütend und fassungslos. Ich habe in der Vergangenheit jeden Kinderbrief, der an mich gerichtet war, persönlich beantwortet und Schulklassen besucht, wenn Kinder diesen Wunsch äußerten.

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Fredrich
Bürgermeister